Anlässlich des 100-jährigen Bauhausjubiläums widmet das Schlossmuseum Arnstadt diesem Thema eine Ausstellung, mit der kunst-, kultur- und lokalgeschichtliche Aspekte vereint werden. Im Mittelpunkt der Betrachtungen steht der Künstler und Kunstpädagoge Martin Jahn. Ausgehend von der Ausbildung und Prägung Jahns am Weimarer Bauhaus und seinem künstlerischen Schaffen wird die Antwort auf die Frage nach der Wirksamkeit des Bauhauses in der Thüringer Provinz gestellt.
Der 1898 in Potsdam geborene Martin Jahn absolvierte an der Staatlichen Kunstschule Berlin eine Ausbildung zum Kunsterzieher. 1919 legte er das Staatsexamen ab. Im Wintersemester 1920/21 trat er ins Bauhaus Weimar ein und absolvierte den Vorkurs bei Johannes Itten. Danach wurde er Lehrling in der Metallwerkstatt, die von 1919 bis 1923 von Itten als dem Formmeister geleitet wurde. Am 6. April 1923 legte Martin Jahn die Silberschmiedeprüfung am 6. April 1923 am Bauhaus ab. Er wirkte an der großen Bauhausausstellung im Spätsommer 1923 in Weimar und arbeitete am Versuchshaus Am Horn mit. Sein eigentlicher Arbeitsplatz war aber der Zeichentisch.
Er wusste, dass das Bauhaus beabsichtigte, Gebrauchsgegenständen eine zweckmäßige gute Form zu geben, aber darin sah er nicht seine Aufgabe. Er zog die Konsequenzen. Nach Inflation und beginnender Bauhaus-Vertreibung aus Weimar suchte er eine Anstellung im Schuldienst. Nach seinem Ausscheiden aus dem Bauhaus 1924 widmete sich Martin Jahn wieder der Lehrertätigkeit.
Von 1924 bis 25 war er Vertretungslehrer am Reform-Realgymnasium in Arnstadt, später Lehrer in Weida und Saalfeld. 1948 erhielt er den Beschäftigungsauftrag als Kunsterzieher am Städtischen Gymnasium in Gummersbach und zog von da 1978 nach Darmstadt, wo er 1981 starb. Martin Jahns steht beispielhaft dafür, dass sich die Bedeutung des Bauhausgedankens bis in Städte und Gegenden, die abseits von Weimar, Dessau und Berlin liegen verfolgen lässt und bis heute gegenwärtig sind. Als gestandene Persönlichkeit gibt er das Bauhaus später an seine Schüler weiter. Vor allem die Bauhausidee von Walter Gropius – der Kampf um neue Erziehungsgrundlagen ist auch die Arbeitsgrundlage für Martin Jahn. Für ihn ist das Lehrfach „Kunst“ keineswegs ein technisches Fach, sondern es ist wesensmäßig ein vollwertiges Erziehungsfach, das auf Grund seiner erlebnismäßigen Bezogenheit zur Welt nichts mit Spezialistentum zu tun hat, sondern den Menschen in seiner Ganzheit fordert.
Während seiner gesamten Lehrtätigkeit als Kunsterzieher und noch intensiver seit seiner Pensionierung 1963 widmete er sich selbst der Malerei und dem Zeichnen. Bis heute sind ca. 800 Arbeiten unterschiedlichster Ausführungen und Techniken im Familienbesitz überliefert. In der Ausstellung werden ausgewählte Werke aus den unterschiedlichsten Schaffensperioden zu sehen sein: Arbeiten aus der Bauhauszeit in Weimar, Werke, die unter dem Eindruck von Urlaubsreisen der Familie nach Italien in den 1940er Jahren entstanden sind und Arbeiten aus den 1960er und 70er Jahren. Entstanden ist ein immenses Werk ungeheurer Vielfalt. Fast alle Bilder und Zeichnungen Martin Jahns zeigen den durch sein ganzes Leben hindurch gehenden Einfluss des Bauhauses.