Sonderausstellung "Otto Knöpfer - Bildnisse" vom 29.10.2011 bis 08.01.2012 täglich von 09.30 - 16.30 Uhr.
Bildnisse nehmen im Gesamtschaffen von Otto Knöpfer einen ähnlich umfänglichen Rang ein wie seine Landschaften und Stilleben, damit ist er unter den zeitgenössischen Künstlern Thüringens der Produktivste in diesem Gestaltungsbereich. Ihr Bekanntheitsgrad ist jedoch, einige wenige Porträts ausgenommen, gering. Der 100. Geburtstag von Otto Knöpfer und die damit im Zusammenhang stehenden Würdigungen der Künstlerpersönlichkeit 2011 im Ilmkreis/Thüringen waren deshalb Anlass, diesem Schaffensbereich eine gesonderte Ausstellung zu widmen. Sie ist die erste dieser Art überhaupt.
Das Bildnisschaffen eines Künstlers hat es schwerer, ins öffentliche Bewusstsein zu kommen. Zum einen erwecken Porträts in der Regel nicht das gleiche Interesse wie Landschaften oder Stilleben. Auch gelangt das künstlerische Abbild konkreter Personen nicht selten nach seiner Fertigstellung in das Umfeld des Porträtierten. Die Ausstellung enthält dank der Bereitschaft mehrerer Leihgeber auch Bildnisse, die noch nie dieses Umfeld verlassen haben.
Für den Künstler war das Porträtieren von Personen Bestandteil seines lebenslangen intensiven Naturstudiums. Er zeichnete Gesichter mit der gleichen Intensität, wie er Pflanzen, Häuser und Landschaften porträtierte. Sie waren für ihn nicht nur Bekenntnis zur Natur, sondern auch Ausdruck seiner Bindung an Menschen. Er sammelte beim Abbilden von konkreten Personen Eindrücke und speicherte sie wie Notizen in seinem Gedächtnis, die man bei Bedarf abrufen kann. Nicht selten verwendete er aus diesem Fundus Motive für seine Figurenbilder. Er nutzte sie aber auch für Porträtgemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken. In einem solchen Fall jedoch widmete er sich einem Modell mehrfach, auch mit Hilfe unterschiedlicher Techniken, um tiefer in das Wesen der Persönlichkeit vordringen zu können. Bei Abschluss und Zufriedenheit wurden die Arbeiten in der Regel signiert.
Es entsprach Otto Knöpfers charakterlicher Grundhaltung, auf die Menschen aus seinem Lebensumfeld zuzugehen. Sein Kommunikationsbedürfnis, sein Harmoniestreben und seine Friedfertigkeit kommen, wie in seinen Landschaften und Stilleben, auch in den Bildnissen zum Tragen. Die meisten der Porträtierten schauen uns mit offenen Augen an. Otto Knöpfer bevorzugte bei seinen Bildnissen die Vorderansicht. Er bereinigte seine Darstellungen von allen den Blickkontakt störenden Elementen und schuf damit ein ihm gefälliges ausgewogenes Bild. Er vermied das Bloßlegen von Konflikten und Problemen und letztlich auch das Darstellen von größeren Gefühlsregungen, wodurch sich der Künstler selbst Grenzen setzte in Bezug auf die der Porträtkunst innewohnenden Potenzen.
Ein bemerkenswerter Teil des Porträtschaffens von Otto Knöpfer betrifft seine Selbstbildnisse. Bewusst wurden diese als Auftakt für die Ausstellung gewählt. Die Selbstbildnisse können stellvertretend für den Lebenslauf des Künstlers stehen. Er hat sich von seiner frühen Jugend an bis in seine letzten Lebensjahre selbst gemalt oder gezeichnet. Die Selbstbildnisse bieten eine seltene Möglichkeit, mit dem Künstler „ins Gespräch“ zu kommen, ihm ins Gesicht und auch hinter die Stirn zu schauen, zu erahnen, warum und wie er sich ständig darum bemüht hat, das eigene Ich zu befragen. Hier offenbaren sich die Möglichkeiten der Porträtmalerei gegenüber einer Momentaufnahme des Fotografen, weil sie uns nicht nur einen bereits Verstorbenen wieder gegenwärtig machen kann. Sie vermag den Dargestellten in seinen Eigenschaften und Regungen verdichteter, ja ähnlicher als im wirklichen Leben zu zeigen.
Den Abschluss der Ausstellung bilden Arbeiten von Fotografen, Künstlerkollegen, Freunden und Mitgliedern von Zirkeln, die durch Otto Knöpfer zu künstlerischer Arbeit befähigt wurden. Sie alle wollen mit ihren Arbeiten zeigen, wie sie Otto Knöpfer erlebt haben oder ihn ehren möchten. Weitere Ausstellungsräume belegen, dass Otto Knöpfer keine ausgefallenen Vorlieben bei der Auswahl seiner Modelle hatte, sondern Männer, Frauen und Kinder gleichermaßen in jedem Alter und ohne Berücksichtigung der gesellschaftlichen Stellung porträtierte. Besonders gelungen sind ihm jene Porträts von Personen, die ihm besonders nahe standen, wie seine Mutter, seine Ehefrau Erna, sein früh verstorbener einziger Sohn Albrecht, sein Lehrer an der Erfurter Kunstgewerbeschule Professor Franz Markau, Anna Iffland von der Wachsenburg bei Holzhausen, die Schwiegereltern oder der Nachbar Karl in Schmiedefeld. Ihnen hat er sich immer wieder neu mit Porträtarbeiten gewidmet. Durch ein klug abgefasstes Testament seiner Ehefrau Erna (verstorben 2007 in Erfurt) konnte der umfangreiche Nachlass geschlossen erhalten werden. Dieser wird seit 1998 in der Mitte zwischen Otto Knöpfers beiden wichtigsten Wirkungsorten Erfurt und Arnstadt, im Museum Schloss Molsdorf, aufbewahrt. Aus diesem Nachlass wurde der überwiegende Teil der Ausstellung realisiert. Der Leitung des Museums Schloss Molsdorf und der Zentralen Restaurierungswerkstätten der Erfurter Museen gebührt dafür besonderer Dank.
Dr. phil. Rüdiger Helmboldt, Arnstadt